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Rudolf Bussmann Ayse Yavas

Über Grenzen

Lesezirkel mit Rudolf Bussmann

Literaturhaus Basel

Kursdaten
Montag, 13.10., 3.11., 24.11., 8.12.2025, jeweils 19.00–21.00 Uhr

Was sich entwickelt, seinen Zustand verändert, tendiert notwendigerweise dazu, Einschränkungen zu sprengen. Grenzen zu überschreiten, sie neu zu definieren gehört zur menschlichen Existenz, zum Lebendig-Sein überhaupt, und es bildet in der Belletristik eine thematische Konstante. Im Zentrum des Lesezirkels stehen vier jüngst erschienene Bücher, denen höchst unterschiedliche Grenzüberschreitungen zugrunde liegen. Diese betreffen Interaktionen zwischen Menschen, Mensch und Natur, Einzelnem und Kollektiv, aber auch die Form des Erzählens selbst. Unter der Leitung des Schriftstellers Rudolf Bussmann kommt an jedem Abend eines der Werke mit seinen Eigenheiten zur Sprache.

Verfasst wurden die Bücher von vier Autorinnen, von denen eine deutsch schreibt. Es ist Isabelle Lehn, deren Protagonistin in Die Spielerin in ein männlich dominiertes Fachgebiet eindringt und fiktive Finanzexperten wie real Lesende mit ihrer Kaltblütigkeit verblüfft. Ihre englische Kollegin Samantha Harvey siedelt ihren Roman Umlaufbahnen jenseits irdischer Verhältnisse an. Sie schickt eine Gruppe Astronaut:innen auf eine Reise um die Erde. Auch die Protagonistin in der Geschichte der russischen Autorin Maria Stepanova kämpft gegen die Schwerkraft. Sie wählt das Abenteuer und findet sich unverhofft jenseits der gewohnten Grenzen wieder, im örtlichen wie im übertragenen Sinn (Der Absprung). Der Roman Zeitpfade der kanadischen Autorin Anne Michaels wiederum lotet die Möglichkeiten von erzählter Zeit und Handlungsraum aus. An verstreut liegenden Orten mit wechselndem Personal spielend, wirft er die Frage auf, welche Kräfte ihn innerlich zusammenhalten.

Das Gespräch über die Bücher geht von den Leseerlebnissen, den Einschätzungen und Interessen der Kursbesucher:innen aus. Es nimmt sich auftauchender Fragen an und vertieft anschliessend die wichtigsten Themen. Die Aufmerksamkeit gilt neben dem Inhalt genauso der literarischen Form und der sprachlichen Gestalt der Werke.
Die Diskussion lebt davon, dass die Bücher von den Teilnehmer:innen auf das jeweilige Datum hin gelesen werden.

Anmeldung
Direkt über das Anmeldeformular oder info@literaturhaus-basel.ch / telefonisch unter +41 (0)61 261 29 50

Kursleitung
Rudolf Bussmann (Autor)

Kosten
CHF 160/120 (Mitglieder LiteraturBasel, Studierende)

Anmeldeschluss
Sonntag, 14. September 2025

Werke und Daten ihrer Besprechung:

Anne Michaels: Zeitpfade (Montag, 13. Oktober 2025)

Der Roman der vielfach ausgezeichneten Kanadierin wuchert in mannigfaltiger Beziehung über Grenzen hinaus. Erstens spielt er an mehreren Ecken Europas, zweitens zu verschiedenen Zeiten zwischen 1908 und 2025, drittens mit Protagonist:innen aus verschiedenen Generationen, viertens gerät er aus dem Erzählen immer wieder ins Philosophieren. Seine Grundthemen ziehen sich indes bis zum Schluss durch, genauso wie seine poetische, präzise Sprache.

(Berlin Verlag 2024, 208 Seiten)

Samantha Harvey: Umlaufbahnen (Montag, 3. November 2025)

Samantha Harvey begleitet die Mannschaft einer Raumstation auf ihrer Fahrt, die einmal in 90 Minuten um die Erde führt. Sie umkreist die zwei Frauen und vier Männer selber in engen Bahnen, beschreibt ihren Umgang mit der Schwerelosigkeit, ihre wissenschaftlichen Experimente, ihre gegenseitigen Beziehungen, ihre Erinnerungen an «dort unten». Der Planet Erde, gesehen aus ungewohnter Perspektive, wird in berückenden, geradezu süchtig machenden Bildern vor unseren Augen gleichsam neu geboren.

(dtv 2024, 220 Seiten)

Isabelle Lehn: Die Spielerin (Montag, 24. November 2025)

Über die Protagonistin In Isabelle Lehns Roman ist wenig bekannt. Sie hat den Status einer Nebenfigur, und doch dreht sich alles nur um sie. Der unauffälligen Mitarbeiterin würde niemand zutrauen, in einer mafiösen Organisation als zentrale Person zu arbeiten, für die es keine Grenzen des Anstands, der Schicklichkeit, der Rücksichtnahme gibt – in einer männerdominierten Welt, die jenseits von Gesetz und Legalität angesiedelt ist.

(S.Fischer Verlag 2024, 270 Seiten)

Maria Stepanova: Der Absprung (Montag, 8. Dezember 2025)

Eine im Exil lebende Schriftstellerin ist unterwegs zu einer Lesung in einem Drittland und benutzt eine Panne bei der Eisenbahn, um aus ihrer ohnehin unsicheren Existenz ganz auszusteigen. Sie gibt dem alten Wunsch nach, unsichtbar zu werden, sich aus allen Verpflichtungen zu lösen und nicht länger erreichbar zu sein. Ob der Punkt, an dem sie am Schluss des Buches steht, der point of no return ist?

(Suhrkamp Verlag 2024, 140 Seiten)

Mitwirkende und Biografien
Kursleitung: Rudolf Bussmann

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